Klaus-Dieter Maubach
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Internationales Biographisches Archiv
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW
Klaus-Dieter Maubach wurde am 8. Mai 1962 im westfälischen Schwelm geboren. Im nahen Gevelsberg arbeitete der Vater als Elektriker bei einem Energieversorger, seine Mutter verdiente als Verkäuferin dazu. M. wuchs mit zwei Geschwistern auf.
M. studierte Elektrotechnik an der Universität Wuppertal. Nach dem Examen 1989 arbeitete er dort als wissenschaftlicher Assistent und Bereichsleiter für Systemoptimierung. 1994 erfolgte die Promotion (Dr.-Ing.).
Bei kleineren EnergieversorgernAnfang 1995 kam M. zur Energieversorgung Offenbach AG und stieg zum Abteilungsleiter für die technische Planung von Stromnetzen auf. 1998 wechselte M. als technischer Prokurist zur Elektrizitätswerke Wesertal GmbH (Strom-/Gasversorgung) in Hameln, bei der er in die Geschäftsführung einzog. 1999 verkauften die Eigner, vier Landkreise, den Versorger mit 420.000 Kunden an die mehrheitlich staatliche finnische Fortum, die damals begann, in Norddeutschland Abnehmer für ihren Strom zu gewinnen. So kam M. zur Deutschlandtochter Fortum Energie GmbH in Hamburg.
Einstieg bei der E.ON Energie2001 trat M. in die E.ON AG ein. Der Strom- und Gasversorger war im Jahr 2000 aus Fusion der Mischkonzerne Bayernwerk (Viag) und PreussenElektra (Veba) hervorgegangen. M. kam im Bereich E.ON Energie zur Regionaltochter Avacon AG in Helmstedt, begann im Vorstand und rückte 2001 zum Vorsitzenden auf - als Nachfolger von
Chef der E.ON EnergieIm April 2007 rückte M. für Teyssen an die Spitze der E.ON Energie (rd. 28 Mrd. Euro Umsatz). Neben Investitionen in Neubau und Sanierung von Kraftwerken (vornehmlich Gas/Kohle) sowie den Netzausbau forcierte M. im Vertrieb die Kundengewinnung in Deutschland mit dem 2007 eingeführten Billiganbieter "E wie Einfach" (2008 über 800.000 Kunden). Im noch kleinen Segment regenerativer Energien lancierte M. Investitionen in Wind- und Wasserkraftwerke (anfangs vornehmlich im Ausland) und führte für die Kunden auch einen Öko-Tarif ein. Was die Energieerzeugung anging, stammten noch 27 % des E.ON-Stroms aus der Kernenergie. Als deren grundsätzlicher Befürworter nahm er aber - im Gegensatz zu anderen Energiemanagern - "die Furcht der Menschen vor der Nukleartechnik" ernst (SZ, 2.4.2007).
Vorstand der E.ONIm Mai 2010 zog M. in den Vorstand der E.ON AG unter Konzernchef Teyssen in Düsseldorf ein und betreute das Ressort Forschung und Entwicklung sowie die Großinvestitionen und die Tochter E.ON New Build & Technology. Dabei brachte er den Ausbau von Projekten für die Ladeinfrastruktur von E-Autos voran. Dies gewann mit der Energiewende ab 2011 an Bedeutung. Damals hatte die Bundesregierung auf die Reaktorkatastrophe im japanischen Atommeiler Fukushima reagiert und festgelegt, bis Ende 2022 alle Kernkraftwerke abzuschalten, den Ausstieg aus konventioneller Stromgewinnung zu forcieren und auf erneuerbare Energien zu setzen. Im März 2013 schied M. aus, was auch an Verstimmungen zwischen M. und Teyssen gelegen haben soll (vgl. FAZ, 15.9.2021).
Selbstständiger Berater und Chef der Capital Stage2014 gründete M. die maubach.icp GmbH in Düsseldorf, eine Beratung für Energieversorgung und die Energiewende, die er als geschäftsführender Gesellschafter leitete und über die er auch in innovative junge Firmen investierte, darunter in die Dürener Sumteq GmbH (Hochleistungs-Dämmstoff).
Zwischenzeitlich war M. 2015 bis Ende 2016 Vorstandsvorsitzender der börsennotierten Capital Stage AG in Hamburg, die in Solarparks und Windkraftanlagen investierte. M. regelte 2016 zunächst eine Kapitalerhöhung und dann die Übernahme der Chorus Clean Energy AG. Danach erfolgte die Umfirmierung in encavis AG, deren Aufsichtsrat M. bis 2019 angehörte.
Aufsichtsrat der Uniper2018 zog M. als stv. Vorsitzender in den Board of Directors der Fortum OY ein. Im April 2020 wurde er zusätzlich Aufsichtsrat von deren Mehrheitsbeteiligung Uniper SE mit Sitz in Düsseldorf. Diese war Anfang 2016 entstanden, als die E.ON die konventionelle Stromproduktion (Kohle, Gas- /Wasserkraft) und die Einheit Global Commodities (Energiehandel/langfristige Bezugsverträge) verselbstständigte und mehrheitlich an die Börse brachte. Gegen den offenen Widerstand des Uniper-Vorstands unter
Berufung zum Uniper-ChefIm März 2021 setzte Rauramo einen Wechsel an der Uniper-Spitze durch, womit M. - als "Brückenbauer zwischen Düsseldorf und Helsinki" (FAZ, 16.9.2021) - den Vorstandsvorsitz übernahm. Rauramo selbst rückte an die Aufsichtsratsspitze. Umgekehrt verließ M. den Board der Fortum, die für die Übernahme addiert rund 7 Mrd. Euro bezahlt hatte.
Anfangs als "Resterampe" für konventionelle Energie eher negativ beurteilt, hatte sich Uniper längst auch im Feld der erneuerbaren Energien etabliert. M. förderte die regenerative Energieerzeugung weiter mit dem Ziel, das Wind- und Solarportfolio bis 2025 auf etwa 1,5 bis 2 GW auszubauen und bis 2030 einen Anteil von 80 % zu erreichen. Bis dahin sollte die Kohle-Verstromung auslaufen, den Abschluss sollte das erst 2020 in Betrieb genommene Steinkohlekraftwerk Datteln 4 bilden. M. setzte aber auch auf das Geschäft mit "blauem" Wasserstoff (so in Hbl., 20.7.2021). Bis 2035 strebte man für Europa ein CO2-neutrales Stromgeschäft an.
Ukraine-Krieg, Gaskrise und VerstaatlichungIm Jan. 2022 betonte M. einmal mehr, dass Deutschland für eine Übergangszeit weiter auf Erdgas angewiesen sei, gerade auch aus Russland (so in FAS, 23.1.2022). Die Problematik der großen Abhängigkeit von fossilen Energieträgern aus Russland (Erdgas zu 55 %) gewann nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine (Febr. 2022) an Brisanz. Im Rahmen von westlichen Sanktionsmaßnahmen stoppte die Bundesregierung die schon zuvor umstrittene Pipeline Nord Stream 2, zu deren Finanziers Uniper gehörte, was letztlich eine Abschreibung der investierten 1 Mrd. Euro bedeutete.
In massive Schwierigkeiten brachten den größten deutschen Gasimporteur dann Lieferausfälle von russischem Erdgas. So erhielt Uniper ab Mitte Juni 2022 nur noch rd. 20 % der vertraglich vereinbarten Gaslieferungen, bevor Russland seine Gaslieferungen im Sept. 2022 endgültig einstellte. Uniper musste den Rohstoff deshalb teuer auf dem Markt zukaufen, um seine Lieferverträge für rd. 550 Stadtwerke/Kommunen und weitere 500 Industriegroßkunden erfüllen zu können. Dabei fiel allein in den ersten neun Monaten 2022 ein Rekordverlust von rd. 40 Mrd. Euro an. Angesichts der systemkritischen Rolle von Uniper für die Energieversorgung in Deutschland einigte sich die Bundesregierung mit Uniper und Fortum noch im Juli 2022 auf ein erstes staatliches Hilfspaket zur finanziellen Stabilisierung. Dabei wurde eine 30%ige Beteiligung des Bundes beschlossen sowie - zur Sicherung des kurz- bis mittelfristigen Liquiditätsbedarfs - eine Aufstockung bestehender Kredite der staatlichen KfW-Förderbank von 2 auf 8 Mrd. Euro (vgl. Parlament, 11.7.2022: "Schutzschirm für Uniper"; SZ, 23./24.7.2022: "Rettung in höchster Not", s. a. Pressemitteilung, 22.7.2022).
Angesichts einer sich zuspitzenden Lage und eines drohenden Zusammenbruchs kündigte Bundeswirtschaftsminister
Uniper in ZahlenMit rd. 22,5 Gigawatt (GW) installierter Kapazität in Europa (davon 9,9 GW in Deutschland) gehört Uniper zu den größten Stromerzeugern weltweit. Wegen der exorbitanten Preisentwicklung stieg der Umsatz 2020/2021 von 51 Mrd. Euro auf 164,0 Mrd. Euro, allerdings fiel nach einem Plus von gut 400 Mio. Euro 2021 ein Konzernverlust von 4,1 Mrd. Euro an. Im Geschäftsjahr 2022 verzeichnete man ein Nettominus von 19,1 Mrd. Euro bei einem Umsatz von 274 Mrd. Euro (davon 191,4 Mrd. über Gas, 66 Mrd. Strom). Die Zahl der Beschäftigten ging von 11.500 auf 7.000 zurück.
Im Dez. 2022 wurde nach nur knapp zehn Monaten Planungs- und Bauzeit der von Uniper betriebene erste deutsche Terminal für verflüssigtes Erdgas (LNG) eröffnet.
RücktrittIm Jan. 2023 kündigte der 60-jährige M. nach der Verstaatlichung des Konzerns seinen Rücktritt als Uniper-CEO an und machte dabei von einem entsprechenden Sonderkündigungsrecht Gebrauch. Zur Begründung erklärte M., 2022 sei das "schwierigste Jahr" in seinem Berufsleben gewesen, nach der Stabilisierung des Unternehmens gebe es jetzt "ein neues Kapitel", das von neuen Vorständen geschrieben werden müsse (vgl. Hbl.-Interview, 18.1.2023; SZ, 11.1.2023: "Warum der Uniper-Chef hinwirft"). Vorwürfe, Uniper habe vor dem Ukrainekrieg Warnungen vor einer zu großen Abhängigkeit von russischen Energielieferungen fahrlässig ignoriert, wies M. zurück. Er habe darauf vertraut, dass die langjährigen Geschäftsbeziehungen auch in Zukunft Bestand haben würden. "Hinterher weiß man immer die richtigen Lottozahlen", erklärte er im FAS-Interview (25.12.2022).
Zunächst kündigte M. an, das Amt weiter ausüben zu wollen bis zur Regelung einer geeigneten Nachfolge. Im Febr. 2023 schied er jedoch aus dem Vorstand aus und wurde von Finanzchefin Jutta Dönges und Vorstandsmitglied Holger Kreetz kommissarisch ersetzt. Auf einer außerordentlichen Sitzung im März 2023 wählte der Aufsichtsrat unter dem neuen Vorsitzenden
28. Februar 2024: Der deutsche Gaskonzern Uniper gibt seine Jahresbilanz für 2023 bekannt. Demnach sank der Umsatz von 274,1 Mrd. Euro auf 107,9 Mrd. Euro. Es wurde ein Rekordgewinn (netto) von 6,3 Mrd. Euro erzielt, nachdem im Jahr zuvor noch ein Fehlbetrag von -19,1 Mrd. Euro verbucht werden musste. Das Unternehmen profitierte u. a. von unerwartet schnell fallenden Gaspreisen im vergangenen Jahr, weshalb langfristige Lieferverträge günstiger als geplant erfüllt werden konnten. Die Zahl der Mitarbeitenden sank von 7.008 im Vorjahr auf 6.863.
2009 gründeten M. und seine Frau Andrea eine nach ihnen benannte Familienstiftung, die frühkindliche Förderung und Hospize unterstützt. Als Student spielte M. in der Handball-Oberliga für Rote Erde Schwelm. Inzwischen schätzt er den Golfsport.
Externe Mandate: Verwaltungsrat Fortum (18-21); Aufsichtsratsvorsitzender Klöpfer & Königer GmbH & Co. KG (14-21); Aufsichtsrat ABB Deutschland AG (bis 21); Beirat Advancy GmbH, Agora Energiewende und Sumteq GmbH; Honorarprofessur an der Technischen Universität (TU) Clausthal.