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Dennis Bergkamp

niederländischer Fußballspieler und -trainer
Geburtstag: 10. Mai 1969 Amsterdam
Klassifikation: Fußball
Nation: Niederlande
Erfolge/Funktion: 79 Länderspiele (37 Tore)
Europapokalsieger 1987, 1992, 1994
Holländischer Meister 1990
Mehrfacher englischer Meister und Cupgewinner

Internationales Sportarchiv 27/2005 vom 9. Juli 2005 (mb)
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 20/2021


Dennis Bergkamp gehört zu den erfolgreichsten Torjägern, die der holländische Fußball je hervorbrachte. Obwohl er mit dem Oranje-Team ohne Titel blieb, stellte der Offensivspieler sein Können gleich bei mehreren Welt- und Europameisterschaften eindrucksvoll unter Beweis. Zwar erlangte Bergkamp in der öffentlichen Meinung nie den Stellenwert eines Johan Cruyff oder Marco van Basten, dennoch zählte er ab den frühen 90er Jahren für mehr als ein Jahrzehnt zu den bedeutendsten Fußballspielern des Kontinents. Größere Erfolge und Titel feierte der dreifache Europapokalsieger mit seinen Klubs Ajax Amsterdam, Inter Mailand und Arsenal London, wobei vor allem die letzte Station seiner Karriere seit 1995 zu einer regelrechten Herzensangelegenheit für den "kompletten Fußballer" wurde. Seinen größten Traum vom Gewinn der Champions League vermochte sich der Angreifer nicht mehr zu erfüllen, doch er konnte seinem Team in vielen Auswärtsspielen in Europa aber auch nicht helfen. Denn Bergkamp steht für ein Novum im internationalen Fußball. Seit 1994 betrat der unter panischer Flugangst leidende Stürmerstar kein Flugzeug mehr, reiste zuweilen tausende von Kilometern per Auto oder Bahn an, musste genau sooft aber auf internationale Einsätze verzichten.

Laufbahn

Dennis Bergkamp begann ebenso wie sein Vater und seine drei älteren Brüder bei Wilskracht/NSL mit dem Fußballspielen. Auf Grund seines außergewöhnlichen Talents entdeckten ihn die Späher von Ajax Amsterdam, so dass Bergkamp mit zwölf Jahren in den Talentschuppen von Ajax wechselte. Hier zählte er (der als Jugendlicher für Tottenham Hotspur und dessen Star Glenn Hoddle schwärmte) indes keinesfalls zu den hoffnungsvollen Talenten, denen eine große Karriere bevorzustehen schien. Oftmals musste sich der jugendliche Bergkamp mit einem Einsatz in den Reserveteams begnügen. Zum großen Förderer des erst 17-jährigen Dennis Bergkamp avancierte 1986 ausgerechnet Hollands großes Fußballidol Johan Cruyff. Dieser holte den Nachwuchsstürmer in den Profikader und prophezeite: "Bergkamp wird seinen Weg machen."

Gegen Roda Kerkrade gab das junge Talent dann schließlich sein Debüt in der "Eredivisie". Mit nicht einmal 18 Jahren stand Bergkamp 1987 als Einwechselspieler beim 1:0-Sieg über Lok Leipzig gar im Europapokalfinale und feierte seinen ersten großen Titel. Zu Beginn seiner Profikarriere spielte er jedoch noch zu unbeständig. Zunächst erzielte er in zehn aufeinander folgenden Spielen einen Treffer, was holländischen Rekord bedeutete, dann jedoch blieb er wochenlang ohne Torerfolg. Kritiker bemängelten mittlerweile Cruyffs Einschätzung vom großen Talent, andere meinten, Bergkamp fehle es an der nötigen Härte und an Durchsetzungsvermögen.

Nach der WM 1990 debütierte Dennis Bergkamp beim 0:1 in Palermo gegen Italien in der holländischen A-Nationalmannschaft und avancierte dort alsbald zur festen Größe. Im selben Jahr wurde er zum Nachwuchsspieler des Jahres in Holland gewählt, doch der endgültige Durchbruch zum Stammspieler bei Ajax gelang Bergkamp erst unter Trainer Leo Beenhakker in der Saison 1990/91. Gemeinsam mit Romario (PSV Eindhoven) wurde der Ajax-Stürmer mit 25 Treffern holländischer Torschützenkönig. Diesen individuellen Titel holte Bergkamp auch in den beiden folgenden Jahren.

Bereits 1990 zeigte Real Madrid ernsthaftes Interesse an einer Verpflichtung von Dennis Bergkamp, doch der lehnte mit der Begründung ab, er sei noch nicht so weit, allein in einer fremden Stadt zu leben. 1992 wurde das Interesse verschiedener Klubs am "neuen van Basten", der im Mai 1991 einen Vierjahresvertrag bei Ajax unterzeichnete, immer größer. Doch Bergkamp lehnte erneut alle Angebote mit der Begründung ab: "Ich bin mit meinen 23 Jahren noch zu jung, habe also noch Zeit." Nachdem er jedoch zum Jahreswechsel 1992/93 verkündete, seine definitiv letzte Saison für den holländischen Traditionsklub zu spielen, rief er endgültig alle Top-Klubs in Italien und Spanien auf den Plan und wurde zum begehrtesten Spieler Europas.

Im Sommer 1993 unterzeichnete Dennis Bergkamp gemeinsam mit Landsmann und Teamkollege Wim Jonk einen Vertrag bei Inter Mailand. Dort sah Bergkamp die besten Chancen, sich schnell durchzusetzen und die zwischen 26 und 33,5 Mio. DM geschätzte Ablöse für das "Paket" schnell zu rechtfertigen. Der erhoffte Erfolg in der Ära nach den deutschen Spielern blieb indes aus. Und statt um den Titel spielten Inter und Bergkamp zuweilen gar gegen den Abstieg, wofür der Holländer in den äußerst kritischen italienischen Medien maßgeblich verantwortlich gemacht wurde. Der entgegen seiner Stärken zumeist in vorderster Angriffslinie eingesetzte Holländer wurde nach nur einem Jahr als "30-Millionen-Irrtum" bezeichnet und rückblickend auf seine Inter-Jahre auch als "Weichei" (taz, 6.7.1998) verspottet.

Immerhin gewann Dennis Bergkamp zum Abschluss der Saison 1993/94 mit Inter Mailand den UEFA-Cup durch einen Finalsieg über Austria Salzburg. Im darauf folgenden Jahr belegte das Team zwar Rang sechs in der Serie A, doch einen Titel holte es nicht. Nur drei Treffer bei 21 Einsätzen standen in jener Spielzeit für den Holländer zu Buche und so verwunderte es nicht, dass er später einmal sagte, "die Zeit in Italien war die schrecklichste meiner Karriere" (taz, 4./5.7.1998). In der Nationalmannschaft dagegen reifte Bergkamp trotz der Probleme in Mailand zum großen Star und Wortführer, auch wenn er nach Ansicht einiger Teamkollegen lange Zeit viel zu bescheiden und zurückhaltend aufgetreten war. "Spielt Dennis Bergkamp gut, spielt Hollands Nationalelf auch gut. Spielt Dennis Bergkamp besser, spielt Hollands Nationalelf auch besser" (SZ), lautete die simple Formel jener Zeit, in der der Stürmer vor der WM 1994 als einer der potenziellen Superstars gehandelt wurde. Durch das Ausscheiden des Oranje-Teams im Viertelfinale vermochte Bergkamp dem Turnier nicht seinen Stempel aufzudrücken, doch mit drei Treffern und einer beachtlichen Steigerung während des Turniers bewies er nachhaltig seine Klasse.

Die Presse in Italien verlor bei Dennis Bergkamps vorzeitigem Abschied im Sommer 1995 kein gutes Wort über den Stürmer, der nur elf Tore in 52 Liga-Spielen erzielte. Während die Mannschaftskollegen ihm mangelnden Integrationswillen vorwarfen und die Presse ihn als "das Phantom im Sturm" verhöhnte, bezeichneten ihn andere Kritiker gar als "Symbol der Inter-Tristesse" (Gazzetta dello Sport). Nichtsdestotrotz stand Bergkamp bei anderen europäischen Top-Klubs, darunter auch Bayern München, hoch im Kurs. Der Holländer entschied sich letztlich für Arsenal London, womit sich nach den Jugendschwärmereien für die Premier League ein Kreis schloss, da er England zudem als seine "zweite Heimat" bezeichnete. Die Ablösesumme betrug umgerechnet 16,4 Mio. DM und war Anlass genug, angesichts Bergkamps schwacher Leistungen in Italien, die Skeptiker auf den Plan zu rufen. Doch der damalige Coach Bruce Rioch setzte auf den Holländer.

Bei Arsenal London setzte sich Dennis Bergkamp dank des Vertrauens des Trainers durch und steigerte seine Torquote von Saison zu Saison, bis er 1998 mit den "Gunners" gar das Double gewann. Wegen einer Verletzung verpasste der Torjäger zwar das FA-Cup-Finale, doch mit seinen 16 Liga-Treffern hatte er maßgeblichen Anteil am Meistertitel, bot vor allem in der Hinrunde zum Teil sensationelle Leistungen und belegte in einem Monat bei der Wahl zum "Tor des Monats" die Plätze eins, zwei und drei. Er selbst sprach auf seiner Homepage (www.icons.com) vom "bisher besten Fußball meiner Karriere".

Zum Abschluss der Saison 1997/98 erhielt Dennis Bergkamp dann seitens der Fachjournalisten als dritter Ausländer nach Eric Cantona und Gianfranco Zola die Auszeichnung als bester Spieler der Liga. Auch seine Profikollegen wählten ihn zum "Fußballer des Jahres" 1998 in England. Der Einfluss von Bergkamp auf die Qualität des Spiels von Arsenal war nachhaltig, und so schwärmte die Fachpresse, "er hat Ästhetik ins Spiel gebracht und damit für unvergessene Momente gesorgt" (Hattrick, 6/1998).

Bei der WM 1998 in Frankreich trumpfte Dennis Bergkamp trotz einer Oberschenkelverletzung zunächst groß auf und erzielte im Viertelfinalspiel gegen Argentinien eines seiner schönsten Tore, als er einen langen Ball im Strafraum "herunterpflückte" und kaltblütig einschoss. Doch ausgerechnet im Halbfinale gegen Brasilien bot er eine völlig enttäuschende Leistung, die seinen Mitspieler Frank de Boer zu der Aussage veranlasste, "wir haben heute mit zehn Mann gespielt, Dennis war nicht auf dem Platz" (WELT, 9.7.1998). Diesen Vorwurf, in entscheidenden Spielen nicht das ganze Leistungspotenzial abzurufen, musste sich Bergkamp in seiner Karriere öfters anhören.

Die Krönung der Länderspielkarriere von Dennis Bergkamp sollte im Sommer 2000 bei der EM in Belgien und den Niederlanden erfolgen, sie blieb jedoch aus. Zeichnete sich der Stürmer in den vier vorangegangenen Großturnieren noch als erfolgreichster Vollstrecker des Oranje-Teams aus, fungierte er nunmehr eher als Vorbereiter für seinen Nachfolger Patrick Kluivert. Nach dem EM-Aus im Halbfinale gegen Italien gab Bergkamp seinen schon zuvor angekündigten Abschied aus der Nationalmannschaft bekannt: "Das war mein letztes Länderspiel. Ich möchte mehr Zeit für die Familie haben, und ich benötige in meinem Alter mehr Zeit zur Regeneration" (Schwäb. Z., 1.7.2000). In 79 A-Länderspielen erzielte Bergkamp 37 Tore und war damit lange Zeit holländischer Rekordtorschütze, ehe er von Patrick Kluivert überholt wurde.

In der Premier League vermochte Dennis Bergkamp mit Arsenal nicht an die Erfolge vom Doublegewinn aus dem Jahr 1998 anzuknüpfen. Zum Ende der Saison 1999/2000 verloren "die Kanoniere" als haushoher Favorit gar das UEFA-Cup-Endspiel gegen Galatasaray mit 1:4 im Elfmeterschießen. Auch 2000/01 blieben die Schützlinge des französischen Trainers Arsène Wenger ohne Titel, wurden Vizemeister, verloren im FA-Cup-Finale 1:2 gegen Liverpool und schieden im Champions-League-Viertelfinale gegen den späteren Endspielteilnehmer FC Valencia aus. Obwohl Bergkamps Wert für die Mannschaft mittlerweile gesunken war und Spieler wie Patrick Vieira und Thierry Henry das Kommando übernahmen, stärkte der Trainer seinem früheren Weltklasse-Stürmer den Rücken, so dass der Vertrag im Januar 2001 um zwei weitere Jahre bis 2003 ausgedehnt wurde. Die Vertragsverlängerung sollte sich für beide Seiten auszahlen.

In der Saison 2001/02 gewann Dennis Bergkamp mit Arsenal London zum zweiten Mal nach 1998 das englische Double. Der Holländer erreichte mit neun Ligatreffern zudem eine ansprechende Torausbeute und widerlegte damit einmal mehr jene Kritiker, die ihn bereits abgeschrieben hatten. Unter dem Eindruck seiner starken Darbietungen kündigte der Torjäger im Herbst 2002 sein Karriereende zum Ende der Saison an, denn "ich will aufhören, wenn ich in Bestform bin" (FAZ, 30.9.2002). Ein "letztes Ziel" (isk, 20.2.2003) setzte sich Bergkamp vor dem anvisierten Karriereende aber dennoch. Einmal wenigstens wollte er die Champions League gewinnen. Sollte dies nicht gelingen, "müssen wir gemeinsam darüber nachdenken, den Kontrakt um ein zusätzliches Jahr zu verlängern" (isk, 20.2.2003), meinte der Gunners-Stürmer und deutete damit an, sein Laufbahnende zu verschieben. Zunächst lehnte Bergkamp das finanziell reduzierte Angebot des Hauptstadtklubs ab, doch dann entschied er sich, die Offerte anzunehmen und bis 2004 zu verlängern.

Der erhoffte Champions-League-Triumph schien Dennis Bergkamp und Arsenal London auch in der Saison 2003/04 nicht zu gelingen. Trotzdem betonte der Niederländer im Spätherbst 2003, "wie wir international abschneiden, hat keine Auswirkungen auf meine Rücktritts-Entscheidung. Ich würde nur dann noch einmal darüber nachdenken, wenn ich den Fußball immer noch genieße" (uefa.com, 25.11.2003). Arsenal schaffte den Sprung ins Finale der Königsklasse nicht. Ausgerechnet gegen den Stadtrivalen FC Chelsea kam das Aus. "Uns fehlten die Worte, um auszudrücken, wie wir uns fühlten" (The Guardian, 19.4.2004), beschrieb Bergkamp die bedrückenden Momente und die Stille in der Umkleidekabine des FC Arsenal, nachdem man wenige Tage zuvor auch bereits im prestigeträchtigen FA-Cup-Duell gegen Manchester United ausgeschieden war.

Die Saison 2003/04 klang für Dennis Bergkamp und Arsenal dennoch versöhnlich aus: In 38 Ligaspielen ungeschlagen, wurden die Gunners englischer Meister. Zwar steuerte der Holländer dieses Mal nur vier Liga-Treffer zum Titel bei, doch der Wert des Mittdreißigers für die Mannschaft war enorm - und sollte es vorläufig auch bleiben, denn Bergkamp verlängerte seinen Vertrag noch einmal um ein weiteres Jahr bis zum Saisonende 2005. "Ich denke, das wird jetzt wirklich mein letztes Jahr. Ich werde am Ende der Spielzeit 36 Jahre alt sein, allerdings will ich die endgültige Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht treffen" (Champions Magazine, 12/2004, 1/2005), teilte Bergkamp mit. Im März 2005 schied Arsenal London trotz eines 1:0-Rückspielsieges gegen Bayern München aus der Champions League aus. Bergkamps letzter sportlicher Wunsch blieb somit unerfüllt. In der Premier League konnte Arsenal als Zweiter zwar Manchester United hinter sich lassen, Meister indes wurde der Lokalrivale FC Chelsea.

Der 1,83 m große Dennis Bergkamp galt als schneller, technisch brillanter, kämpferischer und kopfballstarker Offensivspieler, der am liebsten hinter den Spitzen spielt. Seine Beidfüßigkeit und sein ausgeprägter Torriecher ließen die Fachpresse vom "Killer mit dem Milchgesicht" (kicker) schreiben. Demgegenüber stand der Vorwurf, Bergkamp fehle die Härte und er sei ein "Sensibelchen", wie es sein früherer Mitspieler Ruben Sosa einmal formulierte. Diese Charaktereigenschaft des Stürmers, auf den Ellenbogeneinsatz zu verzichten, spiegelte auch den Menschen außerhalb des Spielfeldes wider. Der Niederländer galt stets als bescheiden und zurückhaltend, manchmal gar empfindlich. Dennoch vermochte er sein Spiel erfolgreich durchzusetzen. "Er weiß schon, wo er den Ball hinspielen wird, bevor er ihn überhaupt hat. Fast nie passt er den Ball den Mitspielern in den Fuß, sondern in den freien Raum vor ihnen. So entstehen Torchancen, die außer ihm keiner erahnt" (taz, 5.12.2000), lautete eine fachmännische Einschätzung zu Bergkamps Fähigkeiten.

In England erhielt Dennis Bergkamp den Spitznamen "The Iceman" verpasst, da er oftmals emotionslos und eiskalt agierte. Dabei verkörperte er jenen Typ Fußballer, der sich ganz dem Kollektivgedanken verpflichtet fühlte, was er schon im Jugend-Internat bei Ajax Amsterdam erlernte. "Das ist mein Charakter - und der wird sich nicht mehr ändern" (Schwäb. Z., 29.6.2000), stellte Bergkamp ebenso sachlich wie lapidar fest. So emotionslos der Blondschopf auf seine Betrachter wirkte, so sehr berührte sein Fußballspiel aber deren Emotionen. "Wenige Fußballer sind in den zurückliegenden zehn Jahren so bestaunt worden wie der Niederländer Bergkamp. Er ist die seltene Erscheinung, ein Zwitter zwischen Torjäger und Spielmacher. Seine Pässe sind Geistesblitze, die Tore oft Kunststücke und seine Ballkontrolle ist für die britische Zeitschrift 'Inside Sport' die beste der Welt" (taz, 5.12.2000), stellten Beobachter anerkennend fest.

Obwohl Dennis Bergkamp ab Mitte der 90er Jahre bei Arsenal London das Image des "braven Gentleman-Fußballers" abzulegen vermochte und zum gestandenen Profi reifte, der sich resoluter durchsetzte, beharrte er darauf, er "könnte nie ein arroganter Profi sein". So störte sich der Holländer auch daran, dass ManU-Coach Ferguson das Arsenal-Team einmal als arrogant bezeichnete. "Ich verstehe unter Arroganz, andere Menschen und Mannschaften nicht zu respektieren. Ich mag keine Arroganz, und ich kann als Insider sagen, dass ich sie bei unserem Team nicht sehe. Die Einstellung, die wir bei Arsenal haben, lässt sich am besten mit 'Selbstvertrauen' bezeichnen" (UEFA Champions League, 04/2004), so Bergkamp.

Das englische Fachmagazin Four Four Two bezeichnete Bergkamp im November 2004 als zweitreichsten Fußballspieler Großbritanniens hinter David Beckham. Demnach sollte Bergkamp über ein Vermögen von 52,5 Mio. Euro verfügen. Doch auch in dieser Hinsicht offenbarte der Holländer einen anderen Antrieb, denn "die besten Spieler werden nicht durch Geld motiviert. Obwohl viele ein so hohes Gehalt bekommen, ist man als Spieler immer motiviert - das ist deine Natur. Du willst siegen. Du wirst es nie los. Und man kann es nicht vortäuschen" (UEFA Champions League, 04/2004).

Während der Fußballer Dennis Bergkamp auf dem Spielfeld keinem Zweikampf aus dem Weg ging, kapitulierte er jedoch als Mensch vor seiner panischen Flugangst. Seit 1994 weigerte er sich beharrlich, ein Flugzeug zu besteigen und musste daher viele weite Strecken zu Auswärtsspielen in ewig langen Bahn- und Autofahrten überbrücken. Zahlreiche Spiele auf europäischer Ebene verpasste Bergkamp jedoch, da die Anreise ohne Flugzeug nicht in einem angemessenen Zeitraum zu bewältigen gewesen wäre. Seinen Wert für die Mannschaft minderte diese Tatsache schon, und so führte Arsenal-Coach Arsène Wenger an, "ohne Dennis sind wir ein anderes Team. Und es ist ein Problem für uns, wenn er zu wichtigen Auswärtsspielen nicht dabei sein kann" (UEFA Champions, Nr. 2, 09/1998). Bergkamp lehnte jedoch alle Versuche und Angebote, sein Problem zu lösen, ab, nachdem er bereits eine Therapie vorzeitig abgebrochen hatte. "Das ist nichts für mich", stellte er sich stur.

In den Medien wurden die verschiedensten Ursachen für Dennis Bergkamps Flugangst vermutet. So auch ein Bombenalarm beim Heimflug von der WM 1994 aus den USA. Doch der Niederländer widersprach diesen Vermutungen mit einer irritierenden Aussage und behauptete: "Diese Angst steht nicht in Verbindung mit irgendeinem Vorfall. Es ist kein Problem. Ich bin mit mir selbst im Reinen - nur andere Leute machen sich darüber Sorgen." "Es ist nicht angenehm, aber es ist Teil meiner Person" (Sport, 7.7.1998), warb er zudem um Verständnis. Später begründete Bergkamp den Verzicht aufs Fliegen mit sportlichen Argumenten, da ich "durch die Entscheidung, nicht mehr zu fliegen, ein Problem gelöst, und ich danach meine besten Spiele gezeigt habe, seit ich bei Arsenal bin. Es ist nichts vorgefallen, was es mich tun ließ; ich habe einfach erkannt, dass das Fliegen einen Einfluss auf mich und mein Spiel hatte. In den Tagen vor einer Partie machte ich mir Sorgen über den Hinflug, während des Spiels dann über den Rückflug" (UEFA Champions League, 04/2004).

Abseits des Platzes galt Dennis Bergkamp nicht unbedingt als Prototyp eines zwar millionenschweren, aber oberflächlichen Fußball-Profis. Vielmehr machte sich der Holländer Gedanken über eine sinnvolle Ernährung, über Untugenden, wie zum Beispiel das Nichteinhalten von Versprechen oder aber auch über den Umgang mit Gerüchten in der Medienwelt. "Gerüchte sind schwierig zu kontrollieren. Vor einigen Jahren stand mein Name auf einer Liste von berühmten Legasthenikern, und jetzt gelte ich als jemand, der die Legasthenie überwunden hat. Aber ich leide nicht unter Legasthenie und habe es auch nie getan. Diese Gerüchte beleidigen mich nicht, aber das Letzte, was ich möchte, ist, als Vorbild in etwas zu gelten, von dem ich keine Ahnung und womit ich keine Erfahrung habe" (UEFA Champions League, 04/2004), so ein nachdenklicher und nachdenkender Bergkamp. Die Übernahme eines Traineramtes nach seinem Karriereende kommt für den langjährigen Musterprofi nicht in Frage. "Ich werde kein Traineramt übernehmen. Es wäre schwierig für mich, auf einem Trainingsplatz zu stehen und Leuten zu sagen, wie sie etwas tun sollen. Ich kann nur lehren, indem ich spiele" (UEFA Champions League, 04/2004), schloss Bergkamp zum Ende seiner aktiven Karriere einen solchen Job für sich aus.

Informationen und Meldungen zum weiteren Fortgang der Karriere siehe Journal

Persönliches

Dennis Bergkamp ist der jüngste von vier Söhnen einer Amsterdamer Familie. Seine drei älteren Brüder waren ebenso wie der Vater (ein Handwerker) Fans von Manchester United. Seinen Namen bekam er daher nach dem schottischen Stürmerstar Denis Law, der in Old Trafford spielte. Der Standesbeamte bestand bei der Eintragung indes auf einem zweiten "n". Nach dem Gymnasium begann Dennis Bergkamp, der neben der Muttersprache auch Englisch, Italienisch und Deutsch spricht, eine Ausbildung zum Physiotherapeuten. Dabei eignete er sich Wissen an, das seiner Entwicklung als Fußballprofi fortan nützlich war, denn "ich weiß genau, was gut für meinen Körper ist".

Noch mit 23 Jahren wohnte Dennis Bergkamp daheim bei seinen Eltern, kaufte sich aber nach seiner Hochzeit ein Haus in der Nähe von Amsterdam. Ein früheres Urteil über den bieder erscheinenden Bergkamp lautete daher, "neben dem Platz freundlich, aber etwas langweilig" (Sport, 7.7.1998). Über sein Privatleben spricht der Fußballstar öffentlich nur ungern und äußerst selten. "Das geht niemanden etwas an, es gibt bei mir eine klare Trennung zwischen Sport und Privatem" (Stgt. N., 5.12.2000). Die Beendigung seiner Nationalmannschaftskarriere rechtfertigte er denn auch mit dem Hinweis auf sein Privatleben, das lange genug gelitten habe.

Dennis Bergkamp ist verheiratet mit Henrieta Ruizendaal. Gemeinsam haben sie drei Kinder: Tochter Estelle Deborah, Sohn Mitchel und Tochter Yasmin. Mit der Familie verbringt der leidenschaftliche Snooker- und Tennisspieler den Großteil seiner Freizeit. Zudem schwärmt er für die Musik von Phil Collins. Viel mehr gab Bergkamp über sein Privatleben nicht preis. Daher lasse "es sich erahnen, dass er nett und intelligent ist, aber Genaues weiß man nicht", schrieb die taz (5.12.2000).

Karriere in Zahlen

Stationen:

bis 1980: Wilskracht/SNL
1980 - 1993: Ajax Amsterdam
1993 - 1995: Inter Mailand
seit 1995: FC Arsenal London

Liga-Statistik:

Saison   Verein          Liga  Spiele   Tore
1986/87  Ajax Amsterdam    1.    14       2
1987/88  Ajax Amsterdam    1.    25       5
1988/89  Ajax Amsterdam    1.    30      13
1989/90  Ajax Amsterdam    1.    25       8
1990/91  Ajax Amsterdam    1.    33      25
1991/92  Ajax Amsterdam    1.    30      24
1992/93  Ajax Amsterdam    1.    28      26
1993/94  Inter Mailand     1.    31       8
1994/95  Inter Mailand     1.    21       3
1995/96  Arsenal London    1.    33      11
1996/97  Arsenal London    1.    29      12
1997/98  Arsenal London    1.    28      16
1998/99  Arsenal London    1.    29      12
1999/00  Arsenal London    1.    28       6
2000/01  Arsenal London    1.    25       3
2001/02  Arsenal London    1.    33       9
2002/03  Arsenal London    1.    28       4
2003/04  Arsenal London    1.    28       4
2004/05  Arsenal London    1.    29       8

Erfolge:

79 A-Länderspiele (37 Tore)
290 Spiele Premier League (83 Tore)
52 Spiele Serie A (11 Tore)
185 Spiele Eredivisie (103 Tore)
Europacupsieger der Pokalsieger 1987
UEFA-Cup-Sieger 1992, 1994
UEFA-Cup-Finalist 2000
WM-Teilnehmer 1994, 1998 (Halbfinale)
EM-Teilnehmer 1992 (Halbfinale), 1996, 2000 (Halbfinale)
Holländischer Meister 1990
Holländischer Vizemeister 1988, 1989, 1991, 1992
Holländischer Pokalsieger 1987, 1993
Englischer Meister 1998, 2002, 2004
Englischer Vizemeister 2000, 2001, 2005
Englischer Pokalsieger 1998, 2002, 2003, 2005
Holländischer Torschützenkönig 1991, 1992, 1993
Holländischer Fußballer des Jahres 1991, 1992
Dritter Wahl Weltfußballer des Jahres 1993, 1997
Dritter Wahl Europas Fußballer des Jahres 1993
Englands Fußballer des Jahres 1998 (PFA und Football Writers)
Auszeichnung Tor des Jahres 1997/98
Arsenal-Spieler des Jahres 1998
Nachwuchsspieler des Jahres 1990 in Holland

Journal

Ergänzungen aus MA-Journal. Die nachfolgenden Meldungen werden bei der nächsten redaktionellen Bearbeitung in den Text integriert.

28. Mai 2005: Die früheren niederländischen Nationalspieler Patrick Kluivert, Dennis Bergkamp und Phillip Cocu beginnen eine auf ein Jahr verkürzte Trainerausbildung.

22. Juli 2006: Dennis Bergkamp beendet seine Karriere. Sein Abschiedsspiel ist gleichzeitig das Eröffnungsspiel der neuen Spielstätte von Arsenal London, des Emirates-Stadions. Bergkamp spielte 423 Mal für Arsenal und erzielte 120 Tore.

Oktober 2008: Der niederländische Fußball-Verband KNVB engagiert Johan Neeskens als Trainer für das neu gegründete B-Team. Als Assistenztrainer wird Dennis Bergkamp verpflichtet. In der Auswahlmannschaft sollen ehemalige Junioren-Nationalspieler auf den Sprung in die A-Nationalmannschaft vorbereitet werden.

Juni 2011: Dennis Bergkamp wird neuer Co-Trainer an der Seite von Chefcoach Frank de Boer bei Ajax Amsterdam. Bergkamp, der im Februar seine Trainerausbildung beendet hat, war zuletzt als Jugendtrainer bei Ajax tätig.

2. Mai 2012: Fußball, Niederländische Meisterschaft: Ajax Amsterdam (mit Christian Eriksen; Trainer: Frank de Boer, Co-Trainer: Dennis Bergkamp) sichert sich durch einen 2:0-Erfolg gegen VVV Venlo vorzeitig den niederländischen Meistertitel.

Februar 2013: Dennis Bergkamps langjähriger Verein FC Arsenal enthüllt vor dem Emirate-Stadion eine Statue zu Ehren des ehemaligen Spielers.

5. Mai 2013: Fußball, Eredivisie 2012/13: Ajax Amsterdam sichert sich durch einen 5:0-Erfolg gegen Willem II Tilburg am vorletzten Spieltag den niederländischen Meistertitel. Für Ajax-Trainer Frank de Boer (Co-Trainer: Dennis Bergkamp) ist es der dritte Titelgewinn in Folge. Zum Kader von Ajax gehören u. a. Christian Eriksen, Christian Poulsen und Ryan Babel.

20. April 2014: Fußball, Niederländisches Pokalfinale in Rotterdam: Der Zweitligist PEC Zwolle setzt sich überraschend mit 5:1 gegen den Spitzenreiter der ersten Liga, Ajax Amsterdam (mit Christian Poulsen; Trainer: Frank de Boer; Co-Trainer: Dennis Bergkamp) durch.

27. April 2014: Fußball, Eredivisie 2013/14: Ajax Amsterdam (mit Christian Poulsen; Trainer: Frank de Boer; Co-Trainer: Dennis Bergkamp) sichert sich durch ein 1:1 bei Heracles Almelo am 33. Spieltag den niederländischen Meistertitel. Poulsen verlässt den Verein am Saisonende. Wohin er wechselt, ist nicht bekannt.

24. Mai 2017: Fußball, Europa League, Finale in Stockholm: Manchester United sichert sich durch einen 2:0-Erfolg über Ajax Amsterdam den Titel. Die Tore erzielen Paul Pogba und Henrikh Mkhitaryan. ManUtd-Trainer José Mourinho hatte zudem u. a. Sergio Romero, Chris Smalling, Antonio Valencia, Juan Mata, Marouane Fellaini sowie als Einwechselspieler Wayne Rooney aufgeboten. David De Gea und Michael Carrick kamen nicht zum Einsatz. Zum Kader von ManUtd gehören zudem Zlatan Ibrahimovic, Ashley Young und Marcos Rojo. Das Team sichert sich durch den Erfolg die Qualifikation für die Champions League. In der Premier League hatte Manchester United lediglich den sechsten Platz belegt. Bei Ajax (Co-Trainer: Dennis Bergkamp) kam Heiko Westermann im Finale nicht zum Einsatz.

21. Dezember 2017: Der niederländische Erstligist Ajax Amsterdamm trennt sich von Co-Trainer Dennis Bergkamp.

Mai 2021: Éric Cantona, Thierry Henry, Alan Shearer, Roy Keane, David Beckham, Dennis Bergkamp, Steven Gerrard und Frank Lampard werden in die neu gegründete Hall of Fame der englischen Premier League aufgenommen.



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