Mit vier gewonnenen Weltmeistertiteln und 17 Weltcupsiegen ist die gebürtige Ukrainerin Olena Zubrilowa eine der erfolgreichsten Biathletinnen der Geschichte, auch wenn ihr eine olympische Medaille verwehrt blieb. Mit 29 Jahren wechselte sie zusammen mit ihrem Ehemann und Trainer Roman Zubrilow die Nationalität und ging nach Weißrussland. "Silber-Lady" war sie einst in ihrer Heimat genannt worden, ehe sie nach sieben zweiten Plätzen, darunter die drei Silbermedaillen bei der WM 1997 in Osrblie, im Januar 1999 in Ruhpolding, ihren ersten Sieg feiern konnte und kurz danach zur dreifachen Weltmeisterin aufstieg.
Laufbahn
Olena Zubrilowa startete zunächst eine Karriere im Skilanglauf, ehe sie 1991, mit 18 Jahren, zum Biathlon wechselte. Ihre läuferischen Qualitäten konnte die flinke, kleingewachsene Skaterin aus Shostka zunächst aber nicht wie gewünscht in Zählbares umsetzen. Aufgewachsen im Sportsystem der Sowjetunion, profitierte sie von der großen politischen Wende und der Unabhängigkeit der Ukraine. Die Ukraine, so verriet sie 1999 bei einer Pressekonferenz, fördere zwei Sportarten besonders nachdrücklich: "von den Sommersportarten den Fußball und von den Wintersportarten eben Biathlon". Ihre erste Weltcupsaison beendete sie 1992/93 mit dem 62. Platz der Gesamtwertung. Sie steigerte sich im Jahr darauf erheblich und machte bei den Olympischen Winterspielen 1994 in Lillehammer mit dem zwölften Platz im Sprint und dem 14. im 15-km-Einzellauf schon stärker auf ihr Talent aufmerksam. Mit der Staffel der Ukraine war sie Fünfte.
Wegen der Geburt ihres ersten Kinders (Tochter Isabel) setzte sie ein Jahr aus mit dem Leistungssport und tauchte erst im Winter 1995/96 wieder auf der internationalen Bühne auf. Die WM 1996 in Ruhpolding bescherte Olena Zubrilowa die ersten Platzierungen auf dem Siegertreppchen: Silber mit dem Team und Bronze mit der Staffel der Ukraine. Als bestes Einzelergebnis verbuchte sie einen siebten Platz im traditionellen 15-km-Rennen. Mit ihren Weltcup-Ergebnissen sah es weniger gut aus; insgesamt landete sie auf dem 21. Platz.
Der Durchbruch kam für sie im Winter 1996/97. In dieser Saison arbeitete sich auf den neunten Platz nach vorne, erzielte ihre beste Platzierung am Holmenkollen in Oslo mit Rang vier im Sprint. Bei der WM 1997 in Osrblie/Slowakei kam sie mit ihren drei gewonnenen Silbermedaillen daheim in der Ukraine endgültig zu dem Spitznamen "Silber-Lady". Sowohl im Sprint als auch im Verfolgungsrennen und über 15 km rannte sie auf den zweiten Platz, im Team der Ukraine auf den dritten, mit der Staffel auf den fünften.
Damit gehörte sie zur ersten Reihe des Damen-Biathlon, erlitt jedoch im Winter 1997/98 einen deutlichen Rückschlag. Im Weltcup konnte sie allein der zweite Platz im Sprint von Östersund/Schweden zufrieden stellen. Bei den Olympischen Winterspielen 1998 in Nagano/Japan reichte es für sie mit der ukrainischen Staffel nur zu einem fünften Platz sowie zum 28. im 15-km-Einzellauf. Der achte Platz bei der danach ausgetragenen WM im neu geschaffenen, noch nicht olympischen Verfolgungsrennen versöhnte nur teilweise. Umso erfreulicher fiel der Ertrag des Weltcups 1998/99 für Olena Zubrilowa aus. Mit drei ersten und insgesamt fünf zweiten Plätzen landete sie, nur knapp um elf Punkte von der Schwedin Magdalena Forsberg distanziert, auf dem zweiten Platz.
Die WM 1999 im arktisch kalten Kontiolahti in Finnland begann Olena Zubrilowa mit dem dritten Platz im Sprint, nur acht Sekunden von der deutschen Siegerin Martina Zellner getrennt, und erklärte ausgepumpt: "Ich war nach den ganzen Verschiebungen nicht mehr so toll in Form" (FAZ, 13.2.1999). Umso besser lief es für sie anschließend bei ihrem Sieg im Jagd- oder Verfolgungsrennen. Sie leistete sich insgesamt drei Schießfehler, zwei vor dem letzten Schießen im Stehendanschlag. Davor habe sie sich regelrecht gefürchtet, erklärte sie, doch glücklicherweise habe sie nur einmal danebengeschossen.
Danach wurde im eisigen Karelien abgebrochen und der Titelkampf im Weltcup beendet. In Oslo gewann sie dann zwei weitere Goldmedaillen, im 15-km-Einzellauf und im neu geschaffenen Massenstart-Wettbewerb. Nach den 15 km und fehlerlosem Schießen erklärte sie, sie habe der ganzen Welt zeigen wollen, dass sie die beste Biathletin dieses Winters sei, davon habe sie auch eine leichte Erkältung nicht abhalten können. Konkurrentin Uschi Disl gratulierte: "Olena läuft derzeit einfach in einer eigenen Liga" (Münchner Merkur, 12.3.1999). Mit insgesamt vier Medaillen war Zubrilowa die bei weitem erfolgreichste Biathletin. Was den deutschen Bundestrainer Uwe Müssiggang zu hohem Lob veranlasste: "Was die Frau leistet, ist phänomenal" (FAZ, 15.3.1999).
Im darauf folgenden Winter 1999/2000 zeigte Olena Zubrilowa weiter Weltklasseleistungen, so großartig fielen die Resultate aber nicht mehr aus. Bei der WM 2000 in Oslo gewann sie eine einzige Medaille, Bronze mit der ukrainischen Staffel. Der neunte Platz im 15-km-Einzellauf blieb ihr persönlich bestes Ergebnis. Erst nach der WM gewann sie vier Weltcuprennen und belegte in der Endabrechnung hinter Magdalena Forsberg erneut den zweiten Platz. In der Saison 2000/01 blieb Zubrilowa zwar ohne Weltcupsieg, behauptete sich aber am Ende auf dem dritten Platz. Zweimal Bronze errang sie auch bei der WM 2001 in Pokljuka/Slowenien, über 15 km und mit der Staffel der Ukraine.
2002 schraubte Olena Zubrilowa ihr Erfolgskonto der Weltcupsiege auf 17 nach oben, den zweiten lief sie erst nach Olympia beim Massenstartrennen in Oslo heraus, und der bedeutete gleichzeitig ihren insgesamt vierten WM-Titel und eines ihrer wenigen fehlerfreien Schießergebnisse. Umso bitterer war ihr Einbruch bei den Winterspielen in Salt Lake City, wo der 34. Platz im 15-km-Einzellauf ihr bestes Resultat blieb. Nach der Saison leitete Olena Zubrilowa ihren Wechsel nach Weißrussland ein. Möglicherweise, weil sie in der Olympiastaffel nicht berücksichtigt worden war, wahrscheinlich aber wegen der besseren Unterstützung durch ihr neues "Heimatland". Beim Kongress des Weltverbandes IBU wurde im Herbst ein Antrag Russlands auf zweijährige Sperre bei Wechseln der Nationalität abgelehnt.
So trat Olena Zubrilowa im Winter 2002/03 für ein neues Land an, ohne allerdings an vorherige Spitzenleistungen anknüpfen zu können. Im Weltcup war sie am Ende Fünfte, bei der WM 2003 in Chanty Mansijsk in Sibirien erkämpfte sie für Weißrussland im 15-km-Lauf Silber. Ums Haar wäre es Gold geworden, doch trat sie in der Hektik des Endspurts mit dem Ski auf ihren Stock, stürzte zu Boden und lag schließlich winzige acht Sekunden hinter der siegreichen Tschechin Katerina Holubcova. Im Massenstartrennen über 12,5 km und im Verfolgungsrennen wurde sie jeweils Vierte, ebenso im Staffelrennen. Ironie des Schicksals war, dass ihre ehemaligen Landsmänninnen den Weißrussinnen und ihr die Bronzemedaille wegschnappten.
Informationen und Meldungen zum weiteren Fortgang der Karriere siehe Journal
Persönliches
Die nur 1,58 Meter große und 51 Kilo schwere gebürtige Ukrainerin Olena Zubrilowa lebt seit 2002 zusammen mit ihrem Mann und Trainer Roman Zubrilow und der 1995 geborenen Tochter Isabel in Weißrusslands Hauptstadt Minsk. Sie hatte zuvor in Ternopol gewohnt und in Kiew ihr Sportstudium abgeschlossen. Nach ihrer Karriere will sie einmal als Sportlehrerin tätig werden. Die in den letzten Jahren ständig gestiegenen Prämien des Weltverbandes IBU sowie die Unterstützung durch ihren Sportverband und die Industrie erlauben ihr ein sorgenfreies Leben. Vom Wettkampfstress lenkt sie sich mit Vorliebe durch moderne Musik ab. Im Winter-Halbjahr weiß sie ihre kleine Tochter bei der Oma gut aufgehoben.
Adresse
Minsk
Karriere in Zahlen
Erfolge:
Olympische Spiele:
1994: |
Fünfte Staffel, 12. Sprint, 14. 15-km-Einzellauf |
1998: |
Fünfte Staffel, 28. 15-km-Einzellauf |
2002: |
34. 15-km-Einzellauf, 59. Sprint |
Weltmeisterschaften:
1993: |
56. Sprint, 63. 15-km-Einzellauf |
1996: |
Zweite Team, Dritte Staffel, Siebte 15 km, 30. Sprint |
1997: |
Zweite 15 km, Sprint und Verfolgung, Dritte Team, Fünfte Staffel |
1998: |
Vierte Team, Achte Verfolgung |
1999: |
Siegerin Verfolgung, 15 km und Massenstart, Dritte Sprint, Achte Staffel |
2000: |
Dritte Staffel, Neunte 15 km, 12. Verfolgung, 19. Massenstart, 25. Sprint |
2001: |
Dritte 15 km und Staffel, Achte Massenstart, 12. Verfolgung, 13. Sprint |
2002: |
Siegerin Massenstart |
2003: |
Zweite 15 km, Vierte Verfolgung, Massenstart und Staffel, Fünfte Sprint |
Weltcup:
1993: 62. |
1996: 21. |
1997: 9. |
1998: 20. |
1999: 2. |
2000: 2. |
2001: 3. |
2002: 6. |
2003: 5. |
Journal
Ergänzungen aus MA-Journal. Die nachfolgenden Meldungen werden bei der nächsten redaktionellen Bearbeitung in den Text integriert.
Dezember 2003: Biathlon, Weltcup in Hochfilzen: Björndalen siegt über 12,5 km (Jagdrennen), Zubrilowa über 7,5 km.
Januar 2005: Biathlon, Weltcup in Antholz: Ole Einar Björndalen gewinnt über 20 km, 10 km sowie über 12,5 km in der Verfolgung. Er feiert damit seinen 50. Weltcupsieg. Bei den Frauen siegen Olena Zubrilowa über 15 km sowie Kati Wilhelm über 7,5 km (Sprint) und Sandrine Bailly über 10 km (Verfolgung).
März 2005: Biathlon, WM in Hochfilzen/Österreich: Uschi Disl gewinnt im Sprint (7,5 km; Dritte: Olena Zubrilowa) ) sowie im Verfolgungsrennen (10 km) zweimal Gold. Einen Vierfach-Erfolg kann Ole Einar Björndalen verbuchen: Im Jagdrennen über 12,5 km (vor Sergej Tschepikow und Sven Fischer), im Sprint über 10 km (vor Fischer), mit der norwegischen Staffel sowie über 15 km (vor Fischer und Raphael Poirée). Überraschend gewinnt die als Reservistin angereiste Andrea Henkel über 15 km die Goldmedaillle. Über 20 km gewinnt Michael Greis hinter Überraschungsweltmeister Roman Dostal (Tschechien) überraschend Silber vor Ricco Groß und Sven Fischer. In der 4x6 km-Staffel holt Russland (mit Olga Pylewa) Gold vor Deutschland (Disl, Katrin Apel, Henkel, Kati Wilhelm ).
16. März 2006 - 19. März 2006: Biathlon, Weltcup in Kontiolahti: Anna Carin Olofsson gewinnt den Sprint über 7,5 km und das anschließende Verfolgungsrennen. Hier sichert sich Kati Wilhelm Platz zwei, Dritte wird Olena Zubrilowa, die nach dem Sprint noch auf Rang zwei gelegen hatte. Im Massenstart über 12,5 km siegt Zubrilowa vor Wilhelm. Bei den Männern wird Sven Fischer Dritter im Sprint über 10 km. Das Verfolgungsrennen über 12,5 km gewinnt Ole Einar Björndalen vor Raphael Poirée. Im Massenstart belegen Poirée und Björndalen hinter Thomas Sikora die Plätze zwei und drei.