Herbert Morrison
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Internationales Biographisches Archiv
Herbert Stanley Morrison, 1. Baron of Lambeth, wurde am 3. Jan. 1888 in London als Sohn eines Polizisten geboren und ist schottischer Herkunft. Mit 14 Jahren verließ er die Schule und wurde Laufjunge, später Verkäufer, Telefonist und Angestellter in einem Zeitungsverlag. In seiner Freizeit bildete er sich selbst durch Lektüre (vor allem Karl Marx, Sydney und Beatrice Webb, G.B. Shaw) weiter. 1915 wurde er Sekretär der Arbeiterpartei in London. Seine Tätigkeit bewirkte eine außerordentliche Zunahme der Stimmen für die Arbeiterpartei. M., der erstmals 1923 ins Unterhaus gewählt worden war, werlor 1924 seinen Sitz für South Hakney (ein Londoner Distrikt), konnte ihn 1929-1931 und dann von 1935-1945 aber wieder gewinnen. Von 1945-1950 saß er für East Lewisham, ab 1950 für South Lewisham im Parlament.
In der zweiten Arbeiterregierung Jac Donalds von1929 wurde er Verkehrsminister. Er hat u.a. das Londoner Verkehrswesen modernisiert. Nachdem im Sommer 1931 die Arbeiterregierung einer konservativen Regierung Platz gemacht hatte, richtete er seine gaze Aufmerksamkeit auf den Londoner Stadtrat, in dem er die Führung der Arbeiterpartei übernahm. Im März 1934 organisierte er den Kampf um die Macht im Londoner Zentralstadtrat, aus dem seine Partei mit 69 von 124 Sitzen, also mit der absoluten Mehrheit hervorging. Seitdem war M. der Beherrscher des Londoner Stadtrates als dessen Präsident bis 1940.
In dem nach Kriegsausbruch am 4. Sept. 1939 gebildeten Kabinett Chamberlain übernahm M. das Landwirtschaftsministerium. Bei der Anfang April 1940 vollzogenen Umbildung wurde M. Generalpostmeister und übernahm dann im Kabinett Churchill am 13. Mai 1940 das Versorgungsministerium, nach dem Ausscheiden Chamberlains aus seinen Ämtern aber Anfang Oktober 1940 an Stelle Andersons das Innenministerium, bis er im Juli 1945 in dem neuen Kabinett Attlee Lordpräsident wurde. Als solcher ging er im Mai 1946 in einer Sondermission nach Washington, um dort mit Präsident Truman Maßregeln zur Abwehr einer Welthungersnot zu besprechen.
Seit dem großen Wahlsieg der Labour-Party im Juli 1945, an dem M. als Wahlpropagandaleiter dieser Partei maßgebenden Anteil hatte, war er ferner Stellvertreter des Ministerpräsidenten Attlee und gleichzeitig Fraktionsvorsitzender der Partei, schließlich auch Führer des Unterhauses bis 1951.
Anfang April 1949 weilte M. zu einem fünftägigen Besuch in Deutschland.
Als im Frühjahr 1951 Ernest Bevin seinen Rücktritt als Außenminister erklärte, wurde M. zu seinem Nachfolger ernannt. In seine Amtszeit fiel die weitere Verschlechterung der britisch-persischen Beziehungen durch den Ölstreit und die Verschärfung der Lage in der Suezkanalzone. Wiederholt richtete die konservative Opposition schwere Angriffe gegen die Art und Weise der Labour-Anßenpolitik, die sie an der ungünstigen Entwicklung als mitverantwortlich bezeichnete.
Nach den Oktober-Wahlen 1951 und dem Sieg der Konservativen trat M. mit der Regierung Attlee zurück. Besonderes Aufsehen erregte im Okt. 1952 der Verlust seines Sitzes im Parteivorstand. Ein gewisser Ausgleich erfolgte am 11. Nov. durch seine Wahl zum stellv. Fraktionsvorsitzenden der Labour-Partei im Unterhaus. Seinen Sitz im Parteivorstand gewann er im Herbst 1953 zurück. Wenig später wurde er als stellv. Vorsitzender der Parlamentsfraktion und stellv. Oppositionsführer im Unterhaus bestätigt. In der Partei stand M. zwischen den Intellektuellen und den Gewerkschaftsführern, die sich heute die Führung teilen. Seine Hauptstärke war sein organisatorisches Talent. Auch als die Labour Party schon in der Opposition war, hatte er starken Einfluß auf die Programmatik, doch vermochte er nicht, sich gegen die neuen ideologischen Tendenzen durchzusetzen. Das große politische Problem der Labour Party in M.s Glanzzeit war die Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit. Das Allheilmittel dagegen sah die Parteiführer früher in der Nationalisierung von Industriezweigen. Als die Labour-Regierung von 1945 mit der Verwirklichung ihrer Absichten begann, gab M. den nationalisierten Industrien die Form unabhängiger Korporationen, die ältester englischer Wirtschaftstradition entsprachen. M., der sich mehrmals Ministerpräsidentschaft und Parteiführung zum Greifen nahe sah, hatte schließlich keine Chancen mehr, die Führung der Partei zu erringen und in einer neuen Labourregierung ein Amt zu erhalten. So war es nicht weiter verwunderlich, daß der 71jährige im Sept. 1959 auf eine neuerliche Kandiatur für das Parlament verzichtete und damit aus der britischen aktiven Politik ausschied. Elizabeth II. erhob ihn im Nov. 1959 mit dem Titel eines Barons of Lambeth in den britischen Adelsstand, womit M. einen Sitz im Oberhaus erhielt.
M. hat verschiedene Bücher geschrieben, so "Sozialisierung und Verkehr", "Wie Groß-London verwaltet wird", "Die friedliche Revolution" und schließlich 1954 "Regierung und Parlament in England" (1956 auch in deutscher Übersetzung erschienen).
Nachdem M.s erste Frau 1953 gestorben war, heiratete er 1955 Edith Meadowcroft. Aus erster Ehe hatte er eine Tochter.
M. starb im Alter von 77 Jahren am 6. März 1965 im Queen Mary's Hospital in Sidcup, Kent.