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MUNZINGER Personen

Hans Wallenberg

deutsch-amerikanischer Journalist
Geburtstag: 17. November 1907 Berlin
Todestag: 13. April 1977 Berlin
Nation: Deutschland - Bundesrepublik, Vereinigte Staaten von Amerika (USA)

Internationales Biographisches Archiv 29/1977 vom 11. Juli 1977


Blick in die Presse

Wirken

Hans Wallenberg, kath., wurde am 17. Nov. 1907 in Berlin geboren und entstammteeiner alten Journalistenfamilie. Sein Vater, Ernst W., war im alten Ullstein-Verlag Chefredakteur der "BZ am Mittag". W. besuchte das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium und studierte anschließend (ohne Abschluß) Jura, Kunstgeschichte, Literatur und Altphilologie. 1928-32 volontierte er bei Ullstein, arbeitete als Lokalredakteur bei der "Vossischen" und als Chef vom Dienst bei der "Berliner Montagspost". 1932-33 redigierte er die Berliner Filmtageszeitung "Lichtbildbühne". 1935-1937 arbeitete er noch als kaufmännischer Angestellter in einer jüdischen Buchdruckerei. 1937 schließlich mußte er Deutschland verlassen und ging über Prag 1938 nach New York, wo er eine eigene Firma (Druckereivermittlung) gründete.

In den USA erhielt er 1942 als Soldat die amerikanische Staatsbürgerschaft. 1945 kehrte er nach Deutschland zurück, wo er als amerikanischer Offizier zunächst Chefredakteur der in Berlin erscheinenden "Allgemeinen Zeitung" war. Durch die von ihm geschaffene Einrichtung des "Familien-Briefkastens" in der "Allgemeinen Zeitung" konnte in der schwierigen Nachkriegszeit vielen Menschen tatkräftig geholfen werden. Seit Ende November 1945 stellvertretender Chefredakteur der amerikanisch inspirierten "Neuen Zeitung", wurde er im März 1946 als Nachfolger Hans Habes ihr Herausgeber und Chefredakteur und erwarb sich so besondere Verdienste um den Aufbau einer demokratischen Presse im Nachkriegsdeutschland. Die "Neue Zeitung" wurde unter seiner Leitung eine führende und seriöse Nachrichtenquelle der jungen Bundesrepublik. Die Konzeption W.s für die "NZ", die von der Leserschaft bejaht wurde (Auflage über 2 Mio. Exemplare), war die Schaffung eines deutschen, ja sogar eines europäischen Blattes unter Wahrung der amerikanischen Interessen. Im Oktober 1947 gab er seine Position auf, um in die USA zurückzukehren.

Ende 1949 betraute ihn das US-State Department wiederum mit der Chefredaktion der "Neuen Zeitung". Er führte das Blatt bis zur Auflösung der Münchner und dann der Frankfurter Ausgabe im September 1953. Danach leitete er in New York sein eigenes, mit der Herstellung von Druckprodukten jeder Art in zahlreichen Sprachen beschäftigtes, 1939 gegründetes Unternehmen.

Niederschlag einer Reise im Herbst 1955 im Auftrag des "American Council on Germany" durch die Bundesrepublik und West-Berlin war der Bericht "Report on Democratic Institutions in Germany". Anfang 1960 übernahm W. die Leitung des New Yorker Büros für den Auslandsdienst des Axel-Springer-Konzerns (SAD). Diese Aufgabe gab er noch im gleichen Jahr auf, um dafür die Kontakte des Springer-Verlages in den Vereinigten Staaten zu pflegen. Mitte September 1961 übernahm er Public-Relations-Aufgaben für Springer mit Sitz in Berlin. Anfang 1962 wurde er Generalbevollmächtigter Axel Springers für die Ullstein GmbH. Von November 1963 bis Oktober 1964 war er geschäftsführender Redakteur der "Welt" in Hamburg. In dieser Eigenschaft gründete er die "Welt der Literatur", intensivierte die Auslandsberichterstattung und gab dem Blatt vielfältige Impulse. Von Oktober 1964 bis April 1967 bestimmte er als Vorsitzender des Direktoriums die Arbeit der Buchverlage Ullstein und Propyläen in Berlin. Die Herausgabe der neuen "Propyläen-Kunstgeschichte" geschah vornehmlich auf seine Initiative hin. W. wurde dann persönlicher Berater Axel Springers. Er war u.a. Kurator der großen Zille-Sammlung Axel Springer. Außerdem war er von 1962 bis 1970 ehrenamtlich Geschäftsführer im Vorstand des von ihm mitgegründeten "Berliner Vereins zur Förderung der Publizistik in den Entwicklungsländern".

1969 wurde W. Vorsitzender des "Neuen Berliner Kunstvereins", zu dessen Gründungsmitgliedern er gehörte. In dieser Eigenschaft initiierte er zahlreiche international bedeutsame Ausstellungen, darunter die Jacques Lipchitz-Ausstellung 1970, die von Berlin nach Tel Aviv, Jerusalem und Wien ging, und 1971 die Theaterausstellung "Bühne als Forum", die nach Berlin auch in Zürich und Wien zu sehen war. Nach seinem Rücktritt aus Gesundheitsgründen 1971 wurde er Ehrenmitglied des "Neuen Berliner Kunstvereins". 1976 gehörte er zu den Mitgründern der "Gesellschaft für ein Jüdisches Museum in Berlin", die es sich zur Aufgabe gesetzt hat, im wiederzuerrichtenden Ephraim-Palais Dokumente der deutsch-jüdischen Vergangenheit vor dem Nationalsozialismus einem großen interessierten Publikum zugänglich zu machen.

Als Herausgeber hat W. Axel Springers "Von Berlin aus gesehen" (71), Asher Ben Natans "Briefe an den Botschafter" (71) und den Band "Berlin Kochstraße" (66) ediert.

1955 wurde W. vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss für humanitäre Verdienste in der unmittelbaren Nachkriegszeit mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. 1976 wurde W. das Große Bundesverdienstkreuz verliehen.

W. war von 1947 an mit Eva, geb. Josepeit, kinderlos verheiratet. Er starb am 13. April 1977 im Alter von 69 Jahren in Berlin.

Hans Wallenberg



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