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Constanze Krehl

Constanze Krehl

deutsche Politikerin (Sachsen); Landesvorsitzende der SPD (1999-2004); MdEP
Geburtstag: 14. Oktober 1956 Stuttgart
Nation: Deutschland - Bundesrepublik

Internationales Biographisches Archiv 34/2020 vom 18. August 2020 (kg)


Blick in die Presse

Herkunft

Constanze Krehl wurde am 14. Okt. 1956 in Stuttgart geboren, ihre Eltern übersiedelten kurz danach nach Leipzig in Sachsen.

Ausbildung

Von 1963 bis 1973 besuchte sie die Polytechnische Oberschule und anschließend von 1973 bis 1975 die Karl-Marx-Oberschule in Leipzig, wo sie ihr Abitur ablegte. Von 1975 bis 1980 studierte K. Informatik an der Technischen Universität (TU) in Dresden mit dem Abschluss Diplom-Informatikerin.

Wirken

1980-1984 arbeitete K. in verschiedenen Rechenzentren der Industrie der DDR. 1984-1989 war sie als Hausfrau und Mutter tätig.

Karriere in der SPDDie politische Karriere von K. begann nach der politischen Wende des Herbstes 1989 und dem Zusammenbruch des SED-Staats. 1989 trat sie in die regierungskritische Bürgerbewegung "Neues Forum" ein. Im Jan. 1990 war sie Mitbegründerin der neu aufgebauten SDP-Ortsgruppe Eisenhüttenstadt - zunächst SDP, dann umbenannt in SPD - und half als Parteimitglied beim Aufbau der neuen SPD-Ost. Für die Sozialdemokraten wurde sie dann am 18. März 1990 in die erste und letzte frei gewählte Volkskammer der DDR gewählt. Sie übernahm dort den stellv. Vorsitz der von Wolfgang Thierse geleiteten Fraktion und gehörte nach dem Bruch der Koalitionsregierung von Lothar de Maizière (CDU) und der Auflösung der Volkskammer zu jenen ostdeutschen Abgeordneten, die ihre politische Arbeit von Okt. 1990 bis zur ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl am 2. Dez. 1990 in Bonn fortsetzten. In diesen Monaten gehörte K. auch dem SPD-Fraktionsvorstand an.

Kommunalpolitische Erfahrungen sammelte K. ab 1996 als stellv. Vorsitzende des Unterbezirks Leipzig. Im Nov. 1996 wählten die Delegierten eines Landesparteitags sie zur Stellvertreterin des SPD-Landesvorsitzenden Karl-Heinz Kunckel, der den Landesverband seit Nov. 1993 führte. K. übernahm zudem den Vorsitz der Programmkommission der Sachsen-SPD, die im Febr. 1999 ihr neues Grundsatzprogramm verabschiedete.

Einzug ins Europäische ParlamentBereits am 25. Febr. 1991 von der SPD als Beobachterin in das Europäische Parlament (EP) delegiert, hatte K. bei der EP-Wahl im Juni 1994 für die Europäischen Sozialdemokraten ein Mandat errungen, wurde Mitglied im Haushalts- und Verkehrsausschuss sowie Präsidentin der Delegation des EP für die Beziehungen zu Russland. Man bescheinigte ihr in Straßburg "beharrliches Arbeiten" (taz, 22.9.1999). Zur Europawahl 1999 zog sie als Spitzenkandidatin der Sachsen-SPD erneut in das Europaparlament in Straßburg ein. Bei allen folgenden Europawahlen (2004, 2009, 2015 und 2019) wurde sie jeweils wieder als Europaabgeordnete in die Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament (S&D) gewählt.

SPD-Landesvorsitzende in SachsenNeben ihrer Arbeit im EP hatte sich K. auch führend in der Sachsen-SPD engagiert. Diese war nach der Landtagswahl vom 19. Sept. 1999, bei der die Partei mit 10,7 % ihr schlechtestes Ergebnis in Sachsen seit 120 Jahren eingefahren hatte, in eine Führungskrise geraten. SPD-Landeschef Kunckel trat noch am Wahlabend vom Landesvorsitz zurück und empfahl seine Stellvertreterin K. als Nachfolgerin für einen Neuanfang. "Wir fühlen uns nicht als Verlierer unserer sächsischen Politik, sondern als sächsische Verlierer der Bundespolitik", kommentierte die designierte Parteichefin K. laut taz (22.9.1999).

Auf einem Sonderparteitag (30.10.1999) in Leipzig wählten die Delegierten K. mit knapp 61 % Ja-Stimmen zur neuen SPD-Landesvorsitzenden. Im gleichen Jahr wurde sie Mitglied im SPD-Bundesvorstand (bis 2005). Auf dem regulären Parteitag im Juni 2000 wurde K. dann mit 87,9 % der Stimmen bestätigt, im Aug. 2002 konnte sie jedoch nur noch 69 % der Ja-Stimmen auf sich ziehen. Das schlechtere Ergebnis wurde u. a. mit Unmut in der Partei über den angeblich mangelnden Reformwillen K.s begründet (FAZ, 12.8.2002). In der Bundes-SPD wurde sie im Nov. 2003 bei einem Bundesparteitag als eine der Beisitzerinnen des Vorstands gewählt.

Anfang 2004 kam es bei der Sachsen-SPD im Vorfeld der Landtagswahlen 2004 zu wochenlangen Grabenkämpfen, die letztlich zugunsten von K.s Kontrahenten, dem SPD-Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Thomas Jurk, entschieden wurden, der Spitzenkandidat wurde. K. sollte auf Platz zwei der Landesliste antreten. Als sie beim Landesparteitag im Juni 2004 bei der Abstimmung über die SPD-Landesliste lediglich 55 % der Delegiertenstimmen erhielt, zog sie jedoch enttäuscht ihre Kandidatur zurück und trat auch vom Landesvorsitz zurück, den ebenfalls Jurk übernahm. Die Gründe für die Niederlage von K. waren Medienberichten zufolge nicht nur in ihren politischen Positionen und ihrem gelegentlich als autoritär beschriebenen Führungsstil zu suchen. Auf Unmut in der Partei gestoßen war auch, dass sie trotz erfolgreicher Kandidatur bei den Europawahlen im Juni 2004 an ihrer Kandidatur für ein Landtagsmandat festgehalten hatte.

Arbeit im EPNach ihrem Rückzug aus der Führung der Landes-SPD konzentrierte sich K. auf ihre Arbeit im Europäischen Parlament. Dabei übernahm K., die selbst die europäische Kommunalpolitik als Schwerpunkt ihrer Arbeit nannte, weiterhin zahlreiche wichtige Positionen. So arbeitete sie im Ausschuss für Regionale Entwicklung als Koordinatorin ihre Fraktion S&D und war u. a. 2010/2011 als stellv. Mitglied des Sonderausschusses zu den politischen Herausforderungen und den Haushaltsmitteln für eine nachhaltige Europäische Union nach 2013 tätig, sowie von 2014 bis 2019 als stellv. Mitglied im Ausschuss für Industrie und Forschung. 2019 wurde sie regionalpolitische Sprecherin der S&D-Fraktion und stellv. Mitglied im Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelrecht. K., die einzige SPD-Abgeordnete im EP aus den neuen Bundesländern in dieser Wahlperiode, bekannte sich dazu, gemeinsam mit allen Europa-Abgeordneten die richtigen Lösungen für die langfristigen Herausforderungen wie Klimawandel, Gleichstellung der Geschlechter, Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu finden. Sie kämpfe dafür, "die Regionen und Kommunen zu stärken und sie sozialer und nachhaltiger zu machen, damit die Errungenschaften der EU vor Ort spürbar sind" (www.spd-europa.de/abgeordnete/constanze-krehl).

Familie

K. ist geschieden und Mutter von zwei Kindern, Claudia und Gunther.

Auszeichnungen

Ehrungen/Auszeichnungen: Bundesverdienstkreuz am Bande (98), Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (17).

Mitgliedschaften

Mitgliedschaften/weitere Ämter (Auswahl): IG BCE, Forum Ostdeutschland der Sozialdemokratie e.V., Sozialdemokratische Gemeinschaft für Kommunalpolitik e.V. - SGK Sachsen, Bundesverband für mittelständische Wirtschaft e.V. Leipzig, Ehrenpräsidentin des Förderkreises des Bundes Bildender Künstler Leipzig e.V., Ehrenpräsidentin der Leipziger Tafel, Netzwerk für Demokratie und Courage e.V., Gegen Vergessen - für Demokratie e.V.

Adresse

c/o Europabüro Leipzig, Rosa-Luxemburg-Str. 19/21, 04103 Leipzig, Tel.: 0341 9616347, E-Mail: europa@constanze-krehl.eu, Internet: www.constanze-krehl.eu



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